Bereits drei Jahre war es her, dass ich zuletzt in Edinburgh war. In diesem Jahr sollte es endlich wieder so weit sein, ganz bestimmt und unbedingt. Am Ende waren es nur drei Tage, aber diese Zeit habe ich komprimiert und vakuumiert, dazu das beste schottische Wetter, das man sich nur wünschen kann.
Ich habe einfach mal bei Ryan Air nach Flügen geschaut, denn in nur knapp 2 Stunden verändert sich die Welt. Für nur 20 Euro pro Flug habe ich mir einen kurzen Kurztripp gegönnt. Wenn man noch die Anreise nach Weeze hinzuzählt, sind es drei Stunden, die mich von der schönsten Stadt der Welt trennen.
Beeindruckend ist dann der Landeanflug auf Edinburgh. Da sehe ich so viel Grün und Wasser, dass mein Körper schon eine extrem entspannte Haltung einnimmt.
Ich habe das Ticket für den Airlink Bus bereits vorab gebucht (empfehlenswert) und bin direkt aus dem Flughafen raus zur Airlink Busstation. Das ausgedruckte Ticket musste aber noch umgetauscht werden. Der nette Busfahrer hat auf mich gewartet. So fängt mein Kurztripp bereits sehr gut an. Die Fahrt mit dem Bus ist ebenfalls entspannt. Mein Hotel liegt ein wenig außerhalb der Stadt in der Nähe von Holyrood.
Mit dem Bus in die City
Ich kann es kaum abwarten und verlasse den Bus bereits vor der Princess Street und mache mich zu Fuß auf den Weg ins Hotel. Das sind nochmal ca. 45 Minuten. Das Wetter ist toll und ich habe Lust mich zu bewegen. Mein Handgepäck ist leicht, aber aus leicht wird auch gerne mal schwer, wenn man mit Winterjacke 4 KM vor sich hat. Aber egal. Ich habe Zeit, kann mich zwischendurch bei den Meadows ausruhen und laufe befreit durch die Stadt. Dabei atmen, immer nur atmen, diese schottische Luft, die einmalig ist, selbst in einer Großstadt wie Edinburgh mein Lungen nährt, füllt und heilt. Wie ein Wunderbalsam. Laufen, atmen, Herz auf und Lächeln auf den Lippen. Schwitzen ignorieren.
Das Hotel klein, fein, schottisch, mit Tee auf dem Zimmer und der obligatorische Teppichboden überall. Warum die Teppich so lieben, ist mir unbegreiflich. Vor allem, als ich gesehen habe, wie mir eine ganze Tasse Tee auf den Boden fällt und komplett versickert. Spooky,
Kurze Erholung und schon muss ich wieder los. Ich bin hungrig nach dieser Stadt, hungrig nach dem Leben da draußen, nach den vielen Eindrücken, den Gerüchen und den Geräuschen. Vor allem nach den Klängen des Dudelsacks. Los gehts los, in Richtung Old Town.
Ich laufe, weil laufen ist für mich Leben, Bewegung bewegt meine Phantasie, meinen Geist, beflügelt meinen Gang und meine Neugier.
Es geht automatisch, der Weg in die Stadt, durch Newington, vorbei an vielen Imbissen, Supermärkten, die Kakophonie aller Sprachen. Ganz viel Deutsch, schottischer Akzent, Arabisch, Hindi. So eine Vielfalt.
Ich stehe an der Ampel und starre auf mein Handy, spawnen hier Pokemon in der Nähe? Eine Frau steht neben mir und empfiehlt mir, den Button zu drücken damit die Ampel grün wird. Würde ich das nicht tun, würde ich ewig hier stehen, möglicherweise Wochen. Sie lacht über ihren eigenen Witz. Ich sage: "Hab ich nicht bemerkt, danke dafür, aber ich wäre halt auf die Pokemon fokussiert" und zeige Ihr die App. "Gibt es hier eins?" fragt sie. Ich lache: Eins? Es gibt viele. Good Luck wünscht sie mir kopfschüttelnd und wir überqueren die Straße. Ich liebe diese Konversationen.
Rund ums Castle, in die Princess Gardens, hinsetzen, die Sonne genießen. Runterfahren. Zehn Minuten aushalten, weiter laufen. Die Royal Mile rauf bis zur Burg. Immer mal rechts und links in die Gassen, diese wunderbaren "Closes", geheimnisvoll, mit viele Stufen. Wie viele Menschen sind hier schon geflüchtet? Schnell runter, in die Gassen, nach rechts oder links weglaufen. Was ist, wenn dein Verfolger schneller ist? Ich habe das Gefühl ständig spult ein Film vor meinem inneren Auge ab.
Ich gehe zur Burg hinauf, an der nun ständig eine Tribüne steht. Ich kannte es noch anders, erinnere mich genau daran, als ich 2003 zum ersten Mal in dieser Stadt war. Alles anders und doch gleich.
Das Castle thront über allem
Der Blick von der Burg zeigt Dir einen winzigen Ausschnitt von dem, was dieses weite Land zu bieten hat. Ich habe keine Zeit weiter in die Highland zu fahren, an die Speyside oder zu einer der unglaublichen Inseln der inneren Hebriden.
Von denen, die ich gesehen habe, ist Arran meine Lieblingsinsel, wobei ich Islay wegen der anbetungswürdigen Whiskys liebe.
Keine Zeit für die Hebriden, aber für die Hauptstadt Edinburgh. Ich war bereits einmal im inneren der Burg, das spare ich mir dieses Mal.
Ich laufe zurück, die Royal Mile entlang. Biege auf die Victoria Street ab, die ist so schön, biegt sich geranienbehangen hinunter bis zum Grassmarket. Rechts und links die kleinen Läden, Restaurants, der Whisky-Store. Schlendern. Rechts abbiegen und die Vielfalt an Pubs und Restaurants überschauen. Es ist voll. Ich entscheide mich für eine Pizzeria, bestelle einen Salat und ein Cider. Es ist bereits nachmittag und ich habe seit dem Frühstück um 8 noch nichts gegessen. Nicht mal gemerkt - gutes Zeichen. Das Cider schmeckt, der Salat auch. Ich beobachte die Menschen, höre Gesprächsfetzen. Treiben lassen, ich habe das Gefühl ich trage ein VR-Brille, so unwirklich kommt mir da vor. Ich gehe zurück zur Royal Mile. Soll ich bis zum Meer laufen? Nein, ich entschließe mich, runter zur Princess Street zu gehen. Dazu nehme ich eine der vielen Wegen mit den vielen Stufen, schmeiße mein Kleingeld in den Becher eines Bettlers, der ein gemurmeltes "God bless you" mit auf den Weg gibt. Kleingeld sollte man aber besser behalten, denn die Busfahrer der Lothian Buses wechseln nicht. Das wusste ich da aber noch nicht oder habe es vergessen, das spielt aber an dem Tag keine Rolle. Ich setze mich nochmal auf die Bank in den Park und schaue aufs Castle. Das Wetter ist traumhaft. Kitschig. postkartenkitschig. Vor dem Sir Walter Scott Monumental spielt ein Schotte auf dem Dudelsack, das weht schwach zu mir herüber. Ich schleiße die Augen und rausche in eine Zeit vor meiner Zeit. Diese Musik aus Dudelsack trifft mein Herz. Mitten rein.
Ich hole mir noch ein Wrap bei Marks and Spencer und mache mich dann auf den Weg ins Hotel zurück. Danach bin ich platt und müde und möchte nur noch schlafen. Es wartet ja noch ein weitere Tag auf mich.
Arthurs Seat, Holyrood und veganes Essen
Nach einer guten Nacht frühstücke ich im Hotel. Es gibt Früchte, Toast, Cerealien, frische Croissants und etwas von der Karte. Ich entscheide mich für ein köstliches Käse-Omelett und jede Menge Tee. Das sollte erst einmal reichen.
So gestärkt mache ich mich auf den Weg nach Hollyrood, in der Absicht dort den Berg zu besteigen. Der Park ist nicht weit entfernt und die Sonne scheint.
Es gibt einen steilen Weg auf den Berg und einen weniger steilen. Ich nehme den steilen Weg. Das schlaucht mich ganz schön. Aber hinterher ist man immer glücklich, der Blick von oben entschädigt auch für die Mühe.
Hinunter laufe ich den Weg, den alle anderern nehmen, der ist weitaus bequemer und besser zu laufen.
Danach bin ich noch in die Stadt gelaufen und habe mir im Bus ein Dayticket kaufen wollen, das kostet 4 Pfund. Ich halte dem Busfahrer 5 Pfund hin. Der sagt mir direkt, dass er nicht wechseln kann, ich krame und finde noch 4 Pfund passend. Damit kann ich jetzt den ganzen Tag mit dem Bus fahren.
Das tue ich auch, fahre mal zum Zoo, guck da ein wenig, ohne reinzugehen. Wieder zurück und erst mal ins Hotel. Ich muss erst mal zwei Stunden ausruhen, danach gehts wieder.
Die Bushaltestelle ist ganz in der Nähe, also nehme ich wieder den Bus in die Stadt. Leider weiß man nie, wann die richtige Haltestelle kommt, die wird nicht angezeigt oder angesagt. Da braucht man schon eine grobe Orientierung, wo man aussteigen möchte. Ich habe es hinbekommen. Ich laufe noch ein wenig durch die Stadt, davon kann ich einfach nicht genug bekommen. Am Mitttag habe ich ein veganes Restaurant auf der Hanover Street gesehen, was mir einen netten Eindruck machte. Es fing an zu regnen und ich bin dort hinein. Gerade rechtzeitig, denn 5 Minuten später strömten viele Menschen in das kleine Restaurant und es war voll.
Ich habe mir ein Cider bestellt und eine "Glow Bowl". Das waren Kichererbsen, Avocado, Karottenstreifen und Quinoa, Spinatblätter und geröstete Kerne. Dazu Grantapfelkerne und ein Dressing. Super lecker. Das muss ich unbedingt mal nachmachen.
Nach dem Essen hat es auch aufgehört zu regnen. Ich kaufe mir noch ein Cider und fahre mit dem Bus nach Hause. Ein bisschen lesen, Cider trinken und schlafen. Am nächsten Tag geht es ja wieder zurück
Abreise bei schönem Wetter
Ich beschließe, am nächsten Tag nicht im Hotel zu frühstücken. Ich schlafe bis 8 Uhr, dusche in Ruhe, lege mich noch aufs Bett und lese ein bisschen, so gegen halb zehn mache ich mich auf den Weg.
Das Busdrama im zweiten Akt. Ich wieder mit fünf Pfund Schein, der Busfahrer wechselt nicht. Die wechseln nämlich nie, das habe ich beim nächsten Bus gelernt.
Keiner konnte wechseln, also musste ich wieder raus aus dem Bus. Zum nächsten Laden latschen, eine Cola kaufen und bewaffnet mit 2 Pfund. Eine einzelne Fahrt kostet 1,60 Pfund. Der nächste Bus kommt, ich schmeiße das 2 Pfund Stück in den Behälter und hoffe, da kommt dann Wechselgeld. Nix kam. Auch kein Wort vom Busfahrer. Ich habs geschnallt, entweder Du hast es passend, oder Du hast Pech.
Ich steige an der North Bridge aus, denn der Airlink Bus hält an der Station Waverley. Ich frage lieber noch einmal nach, ob ich vorab an der Info ein Ticket für den Bus kaufen kann. Nein, das würde im Bus gehen und ja, der Busfahrer würde wechseln. Ich frühstücke beim Booking Office direkt am Bahnhof. Vegetarisches schottisches Frühstück. Richtig gut! Da kann man auch mal zur Toilette gehen, wenn man nicht weiß wohin, durch den Biergarten gehts direkt nach unten. Natürlich alles mit Teppich ausgelegt.
Der Busfahrer hat genau 4 Pfund von mir bekommen und so konnte ich zum Flughafen fahren und leider wieder nach Hause fliegen.
Ich warte nicht wieder drei Jahre, bis wir uns wiedersehen!
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